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Barrierefreies Internet. Ein Erfahrungsbericht

Foto: Arbeitsplatz mit Braillezeile, Tastatur, schwarzem Bildschirm und ohne Maus.Was zeichnet eine barrierefreie Webseite aus? Aktion Mensch formuliert kurz und bündig: „…Internetseiten müssen so gestaltet sein, dass jeder sie nutzen kann.“ Das ist genau der Anspruch, den auch unser Verein Barrierefrei in Thüringen e. V. (bith e. V.) verfolgt. Also haben wir, einige Mitglieder des Vereins, uns gemeinsam mit Webmaster Frank Diehn aufgemacht, einen Internetauftritt zu erstellen, der diesem Anspruch zumindest nahekommt. Denn dass jeder, also wirklich jeder, eine Internetseite nutzen kann, schließt die Menschen ein, die nicht hören können, die blind oder sehbehindert sind, die nicht richtig lesen können, die keine Maus bedienen können und Menschen mit vielen anderen Beeinträchtigungen.

Dass die Webseite inhaltlich klar strukturiert sein sollte, liegt auf der Hand. Eine gut lesbare Schrift mit ausreichendem Kontrast zum Hintergrund ebenfalls. Und schon hier gilt: Leicht gesagt, aber in der Umsetzung anspruchsvoll. Wodurch zeichnet sich eine barrierefreie Schriftart aus? Welche Schriftfarbe? Zeilenabstand? Ab jetzt hier hieß es für uns: testen, weiteren Helfern die Seite zum Praxistest geben, verbessern, wieder überprüfen.  Testen – prüfen – verbessern wurde ein immer wiederkehrender Arbeitsschritt bei der Erstellung dieser Webseite.
Über eine Sache wurden wir uns schnell einig: keine blinkenden oder beweglichen Elemente. Diese stören den Lesefluss und beeinträchtigen Nutzer von Bildschirmvergrößerungssoftware. Bestimmte Frequenzen können bei Epileptikern sogar Anfälle auslösen.

Solche Fragen zu klären ist jedoch erst der Anfang, gewissermaßen die sichtbare Oberfläche. Viele Elemente einer barrierefreien Webseite verbergen sich im nicht sichtbaren Teil der Webseite. Der Nutzer, der schnell mit seiner Maus ein Bild anklickt, bemerkt nicht, ob für dieses Foto ein Alternativtext hinterlegt wurde. Für einen blinden Internetnutzer ist dieser Alternativtext, inhaltlich eine Bildbeschreibung, die einzige Möglichkeit, Kenntnis von diesem Bild zu bekommen. Wer per Tabstopp-Taste von einem zum nächsten Formularfeld klickt und in einem Feld hängenbleibt, greift in der Regel zur Maus, um weiterzuarbeiten. Ein Nutzer, der seinen Computer ausschließlich über die Tastatur bedienen muss, hat diese Möglichkeit nicht. Um solche Tastaturfallen zu vermeiden, helfen nur sorgfältige Programmierung und anschließendes akribisches Testen. Zum Glück gibt es bei www.bith-ev.de nur ein kleines Kontaktformular, so dass dieser Test recht schnell ablief.

Wesentlich aufwändiger war die Überprüfung der Internetseite mit einem Screenreader, wie er zum Beispiel von blinden Menschen verwendet wird. Ein Screenreader kann viel mehr, als nur den Text einer Seite vorlesen. Mit Hilfe eines Screereaders kann man in der Seite navigieren. Man kann Kontaktformulare ausfüllen. Oder Links erkennen und sich dann entscheiden, ob man dem Link folgt oder auf der Seite bleibt. Vorausgesetzt, die Webseite wurde so programmiert, dass der Screereader die Seitenstruktur erkennt. Vorausgesetzt, dass Formularfelder und Link als solche gekennzeichnet sind. Auch dies ist auf der Oberfläche nicht sichtbar.

Unsere Erfahrungen aus der Erstellung unseres Internetauftritts lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Auch wenn wir dem Anspruch der Nutzbarkeit für jeden ein gutes Stück nahegekommen sind, ist unsere Webseite nicht vollständig barrierefrei. Doch man kann eine Menge tun, um die Seite für einen immer größeren Nutzerkreis zugänglich zu machen. Oftmals sind es nur Kleinigkeiten, die gern übersehen werden. Der Zeitaufwand zur Erstellung einer solchen Internetseite ist recht groß. Dennoch möchten wir alle ermutigen, ihre Webseiten barrierefreier zu gestalten.

Ende 2016 haben wir die erste Version von www.bith-ev.de veröffentlicht und die Seite seitdem weiterentwickelt. An dieser Stelle möchten wir allen recht herzlich danken, die die Entstehung unseres Internetauftritts mit Rat und Tat, mit ihrer Zeit oder finanziell unterstützt haben:

Der Beauftragte für Menschen mit Behinderungen im Freistaat Thüringen
fRanKon multimedia
AWO Kreisverband Saale-Holzland e. V.
Hartmut Kaczmarek, freier Journalist